Die Kunst, Wasser und Öl zu verbinden
Unsere Haut ist, wie jedes andere organische Gewebe, ein Zusammenspiel aus Zellen, die für ihre natürlichen Stoffwechselvorgänge und gesunde Funktion verschiedene Nährstoffe benötigt. Dazu gehören unter anderem auch fett- und wasserlösliche Vitamine, Mineralstoffe & Fettsäuren, die sich ihren Weg in die Hautzellen suchen, um uns von dort aus zu versorgen. Doch um dorthin zu gelangen, braucht die Haut sowohl Fette, als auch Wasser als Träger für besagte Nährstoffe. Und auch zur Hydratation :)
Doch wie verbinden wir Öle und Wasser in unserer Kosmetik, um unserer Haut eine möglichst umfassende Versorgung zu gönnen? Die Antwort darauf sehen wir in jeder Creme oder Lotion. Und sie heißt: Emulsion.
Emulsionen, also stabile Wasser-Öl Gemische (Mayonnaise ist übrigens auch eine Emulsion!) entstehen mithilfe von Emulgatoren. Sie sind es, die es uns ermöglichen, Wasser und Öl in harmonischer Einheit zu verbinden und somit wunderbar geschmeidige und gut absorbierbare Produkte zu schaffen. Doch welche Rolle spielen Emulgatoren in der Naturkosmetik, welche Fürs und Widers gibt es und wie unterscheiden sie sich von ihren synthetischen Gegenstücken? Lies weiter, um einen ersten Rundumeinblick ins Thema zu bekommen.
Was sind Emulgatoren und wie funktionieren sie?
Emulgatoren sind chemische Verbindungen, die es ermöglichen, zwei normalerweise unvermischbare Substanzen wie Wasser und Öl miteinander zu mischen. Ihr Geheimnis liegt in ihrer Molekularstruktur: Ein Teil davon liebt Wasser (hydrophil), während ein anderer Teil Öl bevorzugt (lipophil). Auf diese Weise schlagen sie eine Brücke zwischen den beiden Substanzen und erzeugen eine stabile Emulsion.
In der Praxis bedeutet das, dass Emulgatoren die Öltröpfchen im Wasser fein verteilen und verhindern, dass sie sich wieder trennen. So entstehen Produkte wie cremige Lotionen, sanfte Reinigungsmilch und geschmeidige Gesichtscremes, die sich leicht auftragen lassen und schnell einziehen.
Übrigens: Sobald wir eine Emulsion auftragen, werden sie wie Hautlipide verstoffwechselt und haben dann keine ausgeprägte Emulgatorfunktion mehr. Denn die Emulgator-Moleküle werden gespalten und lipophile und hydrophile Molekülbestandteile getrennt.
Synthetische vs. natürliche Emulgatoren
In konventioneller Kosmetik werden oft synthetische Emulgatoren wie PEG (Polyethylenglykol) oder andere chemische Verbindungen eingesetzt. Diese können zwar effektiv sein, stehen jedoch in der Kritik, möglicherweise Hautreizungen zu verursachen oder die Umwelt zu belasten.
In der Naturkosmetik setzen wir stattdessen auf natürliche Emulgatoren wie Lecithin, Bienenwachs, Cetylalkohol oder pflanzliche Sterole. Diese Stoffe werden aus natürlichen Quellen gewonnen und sind in der Regel besser verträglich für die Haut.
Beispiele natürlicher Emulgatoren in der Natur
Honig
Lecithin aus Kuhmilch
Lecithin aus Eidotter
Wollwachsalkohole aus Lanolin (Schafswollfett)
Du siehst, genannte Emulgatoren sind durchweg aus tierischer Herkunft. Sie sind also ohne weitere Verarbeitung gut zu verwenden und natürlichen Ursprungs, jedoch nicht vegan. Da ich bei meiner Produktion auf pflanzliche Inhaltsstoffe setze, erweitere ich diese Liste natürlicher Emulgatoren um pflanzliche Alternativen. Da diese Emulgatoren im Pflanzenmaterial eingebunden sind und nicht direkt gemolken oder abgeerntet werden können, werden sie im Labor extrahiert und weiterverarbeitet, um schlussendlich Anwendung in unserer Kosmetik zu finden. Auch diese Stoffe zählen offiziell zur Kategorie der natürlichen Rohstoffe pflanzlichen Ursprungs.
Beispiele natürlicher Emulgatoren pflanzlichen Ursprungs:
Emulsan aus Mais und Palmöl (INCI: Methyl Glucose Sesquistearate)
Pflanzliche Sterole aus der Olive (INCI: Cetearyl Olivate)
Cetylakohol aus Kokosöl (INCI: Cetyl Alkohol)
Lysolecithin aus der Sojabohne (INCI: Lecithin)
Tegomuls aus Palmöl (INCI: Hydrogenated Palm Glyceride)
Die INCI Bezeichnungen der Inhaltsstoffe findest du auf jeder Kosmetikverpackung. Untersuche doch heute mal deine Pflegeprodukte auf enthaltene Emulgatoren :)
Um unsere Liste komplett zu machen, erwähne ich hier auch noch einmal einige synthetische Emulgatoren, die in herkömmlicher Kosmetik immer noch oft aus Gründen der Wirtschaftlichkeit Anwendung finden:
PEG's (Polyethylenglykole) zählen zu Mikroplastik und sind absolut nicht zu empfehlen (weder auf unserer Haut, noch im Abwasser, wenn wir sie wieder abwaschen) (INCI: PEG - ...)
Mineralölbasierte Emulgatoren (INCI: Mineral Oil, Petrolatum, Paraffinum Liquidum, Paraffinum Subliquidum, Cera Microcristallina, Microcrystalline Wax, Ozokerit, Ceresin, Vaseline)
Synthetische Emulgatoren zum Beispiel Silikone (INCI: Dimethicone, Methicone, Polysiloxane oder Cyclomethicone)
Anders als natürliche Emulgatoren werden synthetische Emulgatoren nicht von der Haut verstoffwechselt und können daher Tendenzen von Hauttrockenheit verstärken!
Die Vorteile natürlicher Emulgatoren
Hautverträglichkeit: Natürliche Emulgatoren haben oft sogar hautpflegende Eigenschaften und können dazu beitragen, die Haut zu beruhigen und zu pflegen.
Umweltfreundlichkeit: Naturkosmetik-Emulgatoren sind biologisch abbaubar.
Nachhaltigkeit: Viele natürliche Emulgatoren stammen aus nachwachsenden Rohstoffen und können somit eine nachhaltige Alternative darstellen.
Ganzheitliche Wirkung: Natürliche Emulgatoren passen gut in das Konzept der ganzheitlichen Naturkosmetik, bei der Wert auf die Gesamtwirkung der Inhaltsstoffe gelegt wird.
Auf Emulgatoren verzichten?
Gut zu wissen: Natürliche Emulgatoren stammen zwar aus natürlichen Rohstoffen, müssen allerdings natürlich im Labor extrahiert und entsprechend verarbeitet werden, um in unserer Kosmetik verwendet werden zu können. Labore eignen sich aufgrund ihres gut ausgebildeten Personals und der Sterilität ganz wunderbar, um solche Arbeiten zu übernehmen und werden oft zu unrecht als unnatürlich oder Widersrpüchlich zur Naturkosmetik abgestempelt. Dieser Aspekt ist mir wichtig zu erwähnen, denn viele Menschen, mit denen ich mich austausche, haben ein falschen Bild von Chemie, bzw. vom Labor. Alles ist Chemie! In unserem Körper finden in jedem Moment chemische Prozesse statt und haben nichts mit Unnatürlichkeit zu tun. So viel erstmal dazu :)
Ich für meinen Teil bin sehr dankbar, dass wir uns als Menschheit Arbeiten aufteilen können und nicht alles alleine machen müssen. So freue ich mich zum Beispiel auch, dass ich den natürlichen Emulgator Olivem gebrauchsfertig bestellen kann und nicht erst noch Oliven ernten und verarbeiten muss.
Wer trotzdem auf Emulgatoren verzichten möchte, was auch absolut seine Berechtigung hat (ich freue mich über deine konstruktive Meinung hierzu per Mail), für den habe ich folgende Anregungen:
--> Um deine Haut trotzdem bestmöglich mit Wasser und Fetten zu versorgen, der kann auf rein Wasser- beziehungsweise Ölbasierte Produkte zurückgreifen.
Dazu gehören zum Beispiel wässrige Vitaminseren (Zum Beispiel Vitamin C Seren oder das Hyaluronserum von Salbenküche) und reine Hautöle oder mit Nährstoffen angereicherte Ölseren (Zum Beispiel das Salbenküche Bakuchiolserum).
Wichtig ist dabei die Reihenfolge des Auftragens bei deiner Pflegeroutine: Trage immer zuerst die wässrige Komponente auf, damit die Wassermoleküle tief einziehen und die Haut befeuchten können. Verwende erst abschließend deine öligen Pflegeprodukte. So verhinderst du zum Einen die vorzeitige Verdunstung der wässrigen Nährstoffe aus der Haut, und schließt zum Anderen die Wirkstoffe effektiv in der Haut ein. Dieser Vorgang wird auch Okklusion genannt.
Wenn du also in Zukunft über den Begriff Emulgator stolperst und dir unsicher bist, was du davon halten sollst, hilft dir dieser Beitrag und der kleine Exkurs über Emulgatoren hoffentlich schon ein Stück weiter. Beim Einkauf von Naturkosmetikprodukten empfiehlt es sich auf jeden Fall immer, einen Blick auf die INCI Inhaltsstoffe zu werfen und auf natürliche Emulgatoren zu achten, um das Beste für Haut und Umwelt zu erreichen. Wie du die INCI Liste entziffern lernst? Folge mir auf instagram oder abboniere meinen Newsletter, um keine meiner INCI Beiträge zu verpassen.
Schön, dass es dich gibt.
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