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SEIFE VS. FESTES SHAMPOO

Wieso Seife die Haare strohig macht, was der pH-Wert mit unserer Hautgesundheit zu tun hat und wie das mit dem Wildduschen ist erfährst du hier.

Seife oder Syndet? Das ist hier die Frage!

Eine der häufigsten Fragen oder Unsicherheiten zum Thema festes Waschstück, auch Syndet (plural Syndets) genannt, ist die Verwechslung oder Gleichstellung mit herkömmlicher Handwaschseife. Dabei haben die beiden außer der festen Form nicht viel gemeinsam.

Doch was unterscheidet sie eigentlich konkret?


Dazu wollen wir uns zunächst einmal die jeweilige Zusammensetzung anschauen:



SEIFE


Bei der Seifenherstellung werden Öle mithilfe von destilliertem Wasser und Natriumhydroxid "verseift". Bei der Verseifung handelt es sich um eine exotherme chemische Reaktion, bei der unter Hitzeentwicklung Seifenlauge entsteht, welche dann abgefüllt wird und über einige Monate reifen muss. Dieser Prozess nennt sich Seife sieden. Der Vorgang ist irreversibel, das bedeutet, die verwendeten Öle werden bei dem Vorgang endgültig in ihre Bestandteile, Glyzerin und die Salze ihrer Fettsäuren, zerlegt. Letztere gelten als die eigentlichen "Seifen" und zählen zur Gruppe der Tenside, machen also den waschaktiven Teil der Seife aus. Zu gut deutsch, das ist der Teil der schäumt und sauber macht.

 

Destilliertes Wasser + Natriumhydroxid + Fette -->(Verseifung)--> Seife


 


SYNDET


Die Hauptbestandteile fester Shampoos sind Öle und/oder Fette und Tenside. Um die Formfestigkeit und Wirkung zu beeinflussen, greift man meist zusätzlich auf Füll- und Wirkstoffe wie Stärke oder Vitamine zurück. Der Kreativität sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Alle Rohstoffe werden für die Herstellung lediglich abgewogen und zusammengemischt, man erhalt so eine teigähnliche Masse, die zur gewünschten Form geknetet und anschließend für etwa 4-6 Wochen zum Trocknen ausgelegt wird. Es handelt sich um einen mechanischen Vorgang, der rein theoretisch reversibel ist. Die waschaktive Substanz wird nicht während des Vorgangs chemisch erzeugt sondern einfach zugesetzt. Sobald Wasser dazu kommt, reagiert das Tensid und fängt an zu schäumen.

 

Fette + Tensid + Stärke = festes Shampoo / Syndet


 


Und was passiert mit Haar und Haut?


Wie der Begriff "Seifenlauge" bereits verrät, hat Seife einen recht hohen pH-Wert, der zwischen 8 und 11 liegt. Seife gilt somit als alkalisch. Wer sich schon einmal mit dem Begriff pH-neutral auseinandergesetzt hat, bei dem sollten spätestens jetzt die Glocken klingeln -

Jedes Mal, wenn wir Seife benutzen, gerät der pH-Wert unserer Haut kurzzeitig aus dem Gleichgewicht.


Doch genau dieser pH-Wert von ungefähr 5,5 schützt uns vor äußeren Einflüssen, wie dem Eindringen von Keimen und Erregern jeglicher Art, sowie auch vor Pilzbefall (klingt nicht so lecker, ich weiß, aber genau das ist es, was unser sogenannter Säureschutzmantel für uns tut. Unterschätze ihn nicht!) Je nach Gesundheitszustand der Haut, sowie dem Zustand des Immunsystems und diversen anderen Faktoren, braucht die Haut jedes mal mehrere Stunden (manchmal bis zu 24 Stunden!) um sich wieder zu erholen und sich wieder auf ihrem gesunden Wert einzupendeln.

 

(Haar)Seife trocknet die Haare aus, macht sie brüchig und bringt den natürlichen Säureschutzmantel immens aus dem Gleichgewicht.

 

Festes Shampoo hat, je nach Zusammensetzung, einen pH-Wert zwischen 4 und 6, meistens liegt dieser jedoch bei einem Wert um die 5 herum. Ein Syndet bringt unsere Haut also wesentlich weniger aus der Fassung, als es Seife tut.

Aufbau der Haarstruktur im Querschnitt

Das ist auch der Grund, warum Seife unsere Haare auf Dauer strohig macht. Die Haare quellen durch den hohen pH-Wert auf, die Schuppenschicht öffnet sich, das Haar wird strohig und fühlt sich rau an. Außerdem kann ein zu hoher Ölanteil, der die Seife an sich zwar milder macht, mit dem Kalkanteil im Wasser reagieren - was dann zu Ablagerungen im Haar führt, die die Mähne zusätzlich auch noch strähnig wirken lassen. Alles einfach nicht so super.


Es ist also nicht egal, ob Seife oder Shampoo. Festes Shampoo sollte immer die erste Wahl sein, wenns um Haarwäsche geht. Dem pH-Wert zuliebe :)

Allerdings macht es hierbei Sinn darauf zu achten, dass ein mildes Tensid und möglichst keine Sulfate eingesetzt werden. Denn Sulfate zählen, genau wie Seifen, zu den anionischen Tensiden, die zwar stark schäumen und gut reinigen, aber die Haare auf Dauer eben auch austrocknen.


Und was wenn Seife für mich aber funktioniert?


Wenn du zu denjenigen gehörst, die sich die Haare schon lange mit Seife waschen und keine Probleme damit haben, dann lass' dich jetzt nicht verunsichern. Jeder Körper ist anders und kommt daher auch mit den unterschiedlichsten Umständen zurecht. Gerade wenn du sehr dünne "platte" Haare mit wenig Volumen hast, kann es sein, dass dir der Stroheffekt sogar zusagt, da er die Haare griffiger macht und sie somit voluminöser wirken lässt. In diesem Fall kann ich dir einmal pro Woche oder alle zwei Wochen zu einer sauren Rinse raten, um den pH-Wert zwischendurch immer mal wieder einzupendeln. Als saure Rinse bezeichnet man im Prinzip kaltes Essigwasser, mit dem man die Haare nach die Haarwäsche noch einmal ausspült. Durch den sauren pH-Wert wird die Schuppenschicht der Haare wieder geschlossen, sowie eventuelle Kalkrückstände neutralisiert. So gehts:


-1 liter kaltes, kalkarmes Wasser

-2 EL Apfelessig

-->in eine Flasche füllen und nach der Seifenhaarwäsche abschließend das gesamte Haar damit ausspülen. Danach nur nochmal mit kaltem Wasser drüber, heißes Wasser könnte die Schuppenschicht wieder öffnen.


Der Essiggeruch verfliegt sehr schnell wieder. Ob man es glaubt oder nicht, Essig wird auch im Haushalt zur Neutralisierung von Gerüchen verwendet, mach dir über die anfängliche Essignote also keinen Kopf. Du wirst sofort merken, wie die Haare wieder glatter und geschmeidiger werden.


Ist Seife denn besser für die Umwelt als andere Tenside in festen Shampoos?


Oft wird angenommen, Seife sei so ursprünglich, dass sie irgendwo auch natürlich sein muss und in der Natur keine Auswirkung zeigt. Irrtum: Ob Seife oder festes Shampoo, beide enthalten Tenside, wie wir bereits geklärt haben. Und Tenside sind immer kritisch zu sehen, sobald man sich damit z.B. in einen klaren Bergsee begibt. Dort sollte man sich bewusst sein, dass beispielsweise Mikroorganismen zum Teil Schäden davontragen können, da ihre Zellwände, die eben unter anderem auch aus Lipiden bestehen, angegriffen werden. Sie werden dann sozusagen "ausgewaschen", sind bei ihrer Größe allerdings nicht in der Lage damit umzugehen und sich im Zweifelsfall davon zu regenerieren. Dabei ist es egal ob man Seife oder eben festes Shampoo benutzt. Beide enthalten Tenside, welche eben diese Wirkung zeigen. Wenn du mehr über die Wirkweise von Tensiden wissen möchtest, lies dir gerne meinen Beitrag zum Thema durch.


Viele Hersteller werben derzeit mit der biologischen Abbaubarkeit ihrer festen Shampoos oder Seifen. Doch eines muss uns klar sein: die biologische Abbaubarkeit ist ein anderes Thema, als die Wirkung der Tenside auf Mikroorganismen in der Umwelt. Tenside sind giftig für Wasserorganismen, das ist sicher. Biologisch abbaubar sind die meisten Seifen und Tenside in Naturkosmetikprodukten trotzdem, denn sie hinterlassen keine Rückstände im Wasser und in der Natur, auch wenn ein Teil unserer kleinen Wasserkollegen Schäden davontragen.


Je nachdem wie und wo du deine vermeintlich biologisch abbaubaren Produkte verwendest, solltest du dir also im Klaren sein, dass die Menge das Gift macht und nicht einfach so im Fluss oder See Schaumpartys veranstalten. ;)


Die meisten milden Tenside (auch Seifen!) sind zwar biologisch abbaubar, doch trotzdem giftig für Wasserorganismen.




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